Status
Rate
List
Check Later
Prolog BODENNÄHE
Mensch braucht Erde! Bis auf Weiteres. Mensch braucht die Tiere. Immer noch - Und Mensch braucht Mensch. Unzweifelhaft!
Wo Erde ist, ist auch Boden. Unter einem Befindliches, in einem Augenblick und auch in vielen folgenden, kann mehr als eine situative Zuständlichkeit begründen: Sogar Existenz. Das sei aber erst einmal rein materiell gedacht. Jeder Boden, gleich in welcher Form und wo er ist, ist nicht selbstverständlich. Wie vieles, wenn nicht alles, kann und soll über ihn nachgedacht werden. Der Boden ist ein notwendig Gegebenes, aus dem Urzustand des Menschen gewachsen, mit ihm und durch ihn. Er ermöglicht durch seine technischen und handwerklichen Fähigkeiten, Mittel und Methoden allerdings eben auch die Herstellung eines Bodens, einer grenzenlosen Vielzahl von Böden. * Ach ja: Es ist ja die BODENNÄHE, um die es hier speziell geht! Das heißt, der Mensch befindet sich nicht selbstverständlich auf dem Boden, unter ihm oder in ihm; sondern in seiner Nähe, zumeist über ihm. Das sagt so einiges. In den im Buch versammelten Werken ist der Boden, genauer die BODENNÄHE das Thema, wenngleich Boden oder BODENNÄHE in den Werken nicht wörtlich genannt werden. Ohne „Boden unter den Füßen“ kann ein Mensch nicht sein. Er existiert durch und mit Boden. Und wenn er ihn erst herstellt. Und wenn er für ihn auch einfach nur gegeben ist. Als etwas Gegebenes muss der Mensch den Boden akzeptiere. Oder aber er muss ihn eventuell auch einmal ändern. Möglicherweise kann er das selber bewerkstelligen. Gerade das Bewerkstelligen ist die für den Menschen bedeutende Fähigkeit, die ihn über die Tierwelt weit hinaushebt. * Was ist, ist allerdings oft zu ändern. Kann der Mensch schweben oder fliegen? Er kann, aber nicht aus eigenen körperlichen und psychischen Kräften heraus. Der Schwebezustand oder das Fliegen sind bis heute nur absolut unnatürlich. Beides kann bloß durch technische Hilfsmittel für eine gewisse Dauer erzeugt werden. Das genügt sicher nicht allen Menschen, sie wollen viel mehr … Die Nähe zum Boden, nicht fliegend und nicht schwebend, ist allenthalben ein Zustand für den Menschen, der auf Dauer weniger wünschenswert, weil schlecht zu ertragen ist. Will irgendjemand auf dem Boden sein, ob liegend oder sitzend? Ja, schon – soweit es ohne Spannungen möglich ist! Diese Nähe ohne zu schweben und ohne zu fliegen bedeutet ein psychisches Spannungsfeld, in dem zu leben nicht ganz einfach ist. Was ist, ist änderbar. Das ist richtig. Wiewohl jede Änderbarkeit ohne die Anerkennung der Fakten nicht wirklich möglich sein dürfte. * Die gesellschaftliche Wirklichkeit fordert von Menschen, sich immer wieder zu bewähren, auch und gerade Charakter zu zeigen. Dazu gehört die Härte gegen sich selbst, aber auch gegenüber anderen Menschen. Außerdem sollte es wohl so sein, dass jemand Ziele hat, die er erreichen will. Und mitunter ein Bild davon hat, wie er sein eigenes Leben gestalten will; wofür er zu kämpfen auch gewillt wäre. Das heißt aber nicht, dass diese Nähe zum Boden dazu führen sollte, die wichtigsten Dinge des Lebens aus dem Blick zu verlieren. Deshalb sind auch Kompromisse mit den Zeitgenossen einzugehen. Wir sprechen hier gern von Bodenständigkeit: Wenn jemand zwar sich bewähren will, eine gute Willensstärke hat, ja Charakter und Härte gegen sich selbst, dennoch imstande ist, hier wie da Kompromisse einzugehen, so dass nicht nur er als ein Sieger dasteht. Er kann stehenbleiben, muss nicht zu Boden gehen. Also geht es auch um das Verharren an einem Ort, um Widerstand und doch auch die Güte, anderen etwas zuzubilligen. Wer alleine sein will, muss sich im Klaren darüber sein, dass es auch noch andere gibt, die das Ihre wollen und anstreben. Das sollte nicht zu Überlebenskämpfen führen, aus denen immer nur Sieger und Besiegte hervorgehen können. Allenthalben landet jemand auch einmal auf dem Boden. Gegen seinen Willen, trotz des Widerstands. Auf den Boden zu fallen und dort zu bleiben, erst recht den Boden zu durchbrechen, wäre Versagen. Auf dem Boden zusammen mit anderen zu stehen, das wäre ein Gelingen - * Von daher: Aufstehen! Möglichst schnell wieder vom Boden aufstehen! Dies gilt es! Es dreht sich also viel auch und gerade um das Aufstehen vom Boden; es gilt, endlich wieder aufstehen zu können – ja können, sollen oder müssen. Nichts und keiner sollte auf dem Boden bleiben, weder sitzend noch liegend. Denn dies wäre in nicht allzu ferner Zukunft das Ende, sogar der Tod. Ohne Frage: Wer länger, jedenfalls zu lange, auf dem Boden bleibt, hat keine Zukunft. Das ist jedenfalls nicht zu empfehlen. Was ist der Mensch ohne Selbstvertrauen und Selbstachtung? Schon um der Selbsterhaltung willen ist eher das aufrechte Stehen und Gehen zu empfehlen. Dort zu vegetieren heißt nämlich, früher oder später eine geringe oder sogar keine Selbstachtung in den eigenen Augen, sehr wahrscheinlich keine Achtung in den Augen der anderen zu haben. Vor allem Mitleid und Selbstmitleid werden bemüht. Es muss einem Menschen geholfen werden, soziale Gründe werden entscheidend. Da gibt es eher keine ruhige, befreiende, sowieso erhaltende gute Umschau in die Gegend, also das soziale Umfeld. Denn: Nur der Aufrechte mit Selbstachtung, Selbstbewusstsein und dies mit all dem oben Genannten in den Augen der anderen – will heißen: moralisch, sittlich und von der persönlichen Macht her - kann die Umschau halten, die ihm das Erkennen und Auswerten von Lebenschancen ermöglicht. Alles was Umschau bedeutet, verschafft einem Menschen auf rationaler und emotionaler Basis die Einsicht in Notwendigkeiten, die mit Lebenschancen zu tun haben. Wer einmal unten ist, unten bleibt, zumindest unten zu bleiben scheint, hat es schwer – schwerer als viele seiner Mitmenschen. Er muss nicht verloren sein, hat noch gewisse Chancen in petto. Sie könnten aber viel größer sein. Potenziale sind dann geschrumpft. Soziale Kontakte werden immer geringer an Zahl. * Der Boden der Tatsachen: Es gibt ihn. Mit ihm muss jeder leben. Ausnahmen gibt es wahrlich keine! Die Tatsachen bestimmen die Lebenschancen und Lebenswege für Einzelne und für Gruppen. Dieses Leben mit den vielen verschiedengestaltigen, nun einmal vorhandenen Tatsachen kann zu Verzweiflung führen, so ein Mensch, wir haben es gelesen, einmal auf diesem Boden der Tatsachen etwas unsanft gelandet sein sollte. So ist das möglichst schnelle Aufstehen von diesem vermaledeiten Boden ganz wichtig, lebenswichtig: Die große Entscheidung. Dazu braucht es nicht nur eine Entscheidung, sondern eventuell eine größere Willenskraft. Der Wille ist entscheidend, die Größe dieses Willens. Er ist die Voraussetzung für das Aufstehen! Die erste und größte! Dieses Aufstehen hat eine große Bedeutung. Wer will, kann auch. Wer nicht kann, dem fehlt das Wollen, eine ausreichende Willenskraft. Nur die aufrechte Körperhaltung nach dem Aufstehen, das geradezu eine „Wiederauferstehung“ ist, ist das, was wirklich zählt.