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Gesetz und Gnade

Sören Fischer

Kai Wenzel

Thomas Binder

Reformation In Art Salvation In Art Exhibitions

Vor 500 Jahren verfasste der Augustinermönch und Wittenberger Universitätsprofessor Martin Luther seine berühmten 95 Thesen. Diese Veröffentlichung rüttelte nicht nur an den Fundamenten der römisch-katholischen Kirche, sie wurde auch zum Ausgangspunkt einer theologischen Auseinandersetzung, die die Reformation einleitete. Aber nicht nur Texte waren für den raschen Erfolg der Reformation von hoher Bedeutung, auch die Macht der Bilder erfuhr in diesem ideologischen wie konfessionellen Kampf eine bis dahin kaum gekannte Relevanz. Gerade durch die zahlreichen Bilder, sei es in Form von Gemälden oder Reproduktionsgrafik, wurde die neue Lehre Luthers und seiner Mitstreiter innerhalb weniger Jahre bekannt und populär. Als Kern der lutherischen Theologie hatte sich ab ca. 1515 die Rechtfertigungslehre herausgebildet. In dieser behandelt der Reformator die Frage, wie der Mensch trotz seiner Sünden Gnade vor Gott erlangen könne. Entgegen der kirchlichen Tradition lehnte Luther Bussetaten wie beispielsweise Pilgerfahrten, Spenden oder den Kauf von Ablassbriefen als Voraussetzung zur Sündenvergebung kategorisch ab. Stattdessen entwickelte er auf Basis der biblischen Römerbriefe das innovative Konzept, dass der Mensch allein durch den Glauben an Christus errettet werden könne. Es war Lucas Cranach d. Ä., der diese zentrale reformatorische Erkenntnis vom Text in das Medium des Bildes überführte. Das Bildthema "Gesetz und Gnade", das als die meist verbreitete Bilderfindung des 16. Jahrhunderts bezeichnet werden muss, war geboren. Cranachs Fassungen mit der Erlösung des Menschen befinden sich heute in namhaften Museen Europas, beispielsweise in Gotha, Nürnberg und Prag.