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"Unter dem Namen des Mönchsvaters Makarios von Ägypten sind vier große Textsammlungen überliefert, von denen bislang nur die „Fünfzig Geistlichen Homilien“ in der „Bibliothek der Kirchenväter“ und die „Reden und Briefe“ in Band 52 der „Bibliothek der Griechischen Literatur“ in einer deutschen Übersetzung zugänglich sind. Mit den hier übersetzen „Predigten“ liegen nun auch das Sondergut einer dritten, 1961 von Erich Klostermann und Heinz Berthold edierten Sammlung sowie die sieben Homilien des 1918 von George Leicester Marriott herausgegebenen Anhangs zu den „Fünfzig Geistlichen Homilien“ in deutscher Sprache vor. Die jedoch zu Unrecht dem ägyptischen Mönchsvater zugeschriebenen „Predigten“ wurden von einem Anonymus verfasst, der in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts im römisch-persischen Grenzraum lebte und dort eine asketische Gemeinschaft leitete. Pseudo-Makarios' Schriften zählen zu den wichtigsten Zeugnissen der griechisch-syrischen Brückenkultur im spätantiken Orient. Im Unterschied zu seinen Zeitgenossen Basilios dem Großen, Gregor von Nazianz und Gregor von Nyssa entfaltet Pseudo-Makarios sein theologisches Denken nicht mittels dogmatischer Defi nitionen. Vielmehr verwenden seine „Predigten“ eine Fülle von Metaphern und Symbolen. Ihre Bilder aus dem Hofl eben, dem städtischen Patronage- und Klientelsystem, dem Handel, der Landwirtschaft oder dem militärischen Leben machen die „Predigten“ auch zu einer beachtenswerten Quelle für die spätantike Sozialgeschichte. Wie in den Werken der frühen syrischen Literatur, so begegnen auch bei Pseudo-Makarios biblische Sonderlesarten aus dem apokryphen Thomasevangelium und der Evangelienharmonie des Diatessaron.
Die hier übersetzten Stücke wurden in byzantinischer Zeit aus älteren Teilsammlungen kompiliert und dokumentieren somit zugleich die Aufnahme der altkirchlichen Theologie durch die mittelalterliche Frömmigkeit des christlichen Ostens. Obwohl die Werke des Pseudo-Makarios für ihre spätantiken und mittelalterlichen Leser nicht durchgehend über jeden Häresieverdacht erhaben waren, übten sie dennoch einen starken Einfluss auf das geistliche Leben des ostkirchlichen Mönchtums aus. Insbesondere ihre Lehre von der Schau des göttlichen Lichtes im Gebet machte die Schriften des Pseudo-Makarios zu einem Herzstück ostkirchlicher Spiritualität"--Publisher's website.