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Im August 1889 kehren die befreundeten Maler Otto Modersohn und Fritz Mackensen dem Akademiebetrieb den Rücken. Sie lassen sich in dem niedersächsischen Dorf Worpswede am Rande des Teufelsmoors nieder, einem Flecken in der Nähe von Bremen, den in dieser Zeit kaum jemand in Deutschland kennt. Die Kollegen Heinrich Vogeler, Hans am Ende und Fritz Overbeck folgen ihrem Beispiel.
»Der Erlolg, den die Maler von Worpswede auf der Jahresausstellung im Münchner Glaspalast errangen, hat in der Geschichte der neueren Kunst nicht seinesgleichen«, befand danach ein Kritiker. Ein Bauerndorf wurde zu einem Begriff der Kunstgeschichte.
Vollends zum Mythos wurde Worpswede dann, als Rainer Maria Rilke sein Buch über die Künstlerkolonie veröffentlichte. Selbst um die Jahrhundertwende sporadisch in Worpswede lebend, heiratete der Dichter 1901 die Bildhauerin und Malerin Clara Westhoff. Zentrum des künstlerischen Lebens war in jenen Jahren der von Heinrich Vogeler erworbene und umgebaute Barkenhoff.
Waren die «Alten Worpsweder noch von den französichen Landschaftsmalern der Schule von Barbizon beeinflußt, gelangte mit Paula Modersohn-Becker die Moderne nach Worpswede. Nach 1945 erlangte der Surrealist Richard Oelze internationale Anerkennung. Heute beeindrucken Künstler wie Waldemar Otto, Frauke Migge und Fritz Meckseper mit Werken, die das Wissen um die Gefährdung des Menschen und der Natur reflektieren. Hundert Jahre nach Ihrer Gründung legt Hans-Christian Kirsch mit diesem Buch eine sich auf exakte Recherchen und bisher unbekannte Aufzeichnungen stützende Darstellung der Künstlerkolonie vor.